Smile24, das ist ein einmaliges Mobilitätswende-Experiment, das die Menschen in der Region Schlei mobil machen soll – ohne ein eigenes Auto. Lokaler Partner des Modellprojektes ist Taxi Kortum.
„Wir bewegen Schleswig“ – das war schon immer das Motto von Sönke und Karina Kortum von Taxi Kortum Schleswig. Seit Neuestem macht das Schleswiger Paar die ganze Schleiregion von Schleswig über Kappeln bis Eckernförde klimafreundlich mobil. „Wir sind Sub-Unternehmer für den On-Demand-Dienst NAH.SHUTTLE von Smile24 und für die Fahrer zuständig“, berichtet Sönke Kortum. Der NAH.SHUTTLE soll Menschen in der ländlichen Schleiregion bedarfsgerecht, nachhaltig und bequem befördern. Immer dann, wenn weder Bus noch Bahn fahren, bieten moderne Elektro-Shuttles den Fahrgästen eine umweltfreundliche Tür-zu-Tür-Mobilität.
Der On-Demand-Dienst NAH.SHUTTLE ist rund um die Uhr buchbar und fährt ein dichtes Netz aus 3600 virtuellen und echten Haltestellen an, keine weiter als 300 Meter von der nächsten entfernt. Das Angebot ist zum ÖPNV-Tarif nutzbar, also auch ohne Aufpreis mit dem Deutschlandticket. Den Shuttle kann man 24/7 über die smarte und einfach zu nutzende App NAH.SHUTTLE buchen – oder auch per Telefon, dies allerdings nicht rund um die Uhr.
„Als es mit den Planungen für Smile24 losging, wurden alle Taxiunternehmer von NAH.SH eingeladen und das Projekt wurde vorgestellt. Uns wurde auch zugesichert, dass man die Taxifahrer nicht außen vor lässt“, erzählt Sönke Kortum. Denn dass das neue Angebot mit Fahrzeugen auf Abruf zum ÖPNV-Tarif dem Taxigewerbe Sorgen bereite, liege auf der Hand. Das sei Konkurrenz. „Das Projekt wird durch 36 Millionen Euro Steuergelder subventioniert, aber ein Taxiunternehmer muss seinen Betrieb durch wirtschaftliches Handeln aufrecht erhalten“, so Kortum.
Der kaufmännische Leiter von Taxi Kortum Schleswig musste deshalb nicht lange überlegen. Als es darum ging, lokale Partner für Smile24 zu finden, meldete Kortum sofort sein Interesse als Sub-Unternehmer an. „Die haben jemanden gesucht, der das Personal rekrutiert und betreut. Die Elektro-Fahrzeuge werden gestellt.“ Kortum bekam den Zuschlag, seitdem kümmert sich Taxi Kortum Schleswig nur noch um Smile24. Die Vermittlung von regulären Taxifahrten hat die Firma Taxi A nach B GmbH übernommen, die auch zu Kortum gehört.
„Du bist mindestens 21 Jahre alt, hast Klasse B (ohne Probe) – dann werde Fahrer für Smile24!“ Mit dieser Anzeige suchte Sönke Kortum Fahrer für das innovative Verkehrsprojekt in der Schleiregion mit dem ÖPNV-Shuttledienst. Einzige zusätzliche Voraussetzung: Die Bewerber müssen über eine Fahrerlaubnis für Fahrgastbeför-derung verfügen. Entlohnt wird großzügig: 17 Euro pro Stunde wird gezahlt, also weit mehr als Mindestlohn, den Taxifahrer üblicherweise verdienen.
Der Run auf die Jobs war dementsprechend riesig. „Ich habe mehr als 400 Bewerbungen bekommen, und es flattern immer noch jede Woche welche rein“, sagt der Schleswiger Unternehmer. 75 Fahrer arbeiten inzwischen für den On-Demand-Shuttle von Kortum – Frauen, Männer, jung und alt. Doch von einigen habe er sich schon trennen müssen. „Wenn sie nicht pünktlich zur Arbeit kamen, das Auto nicht sauber hielten, Unfälle bauten oder in der App schlecht bewertet wurden.“
Ein NAH.SH-SHUTTLE hat sechs oder sieben Sitzplätze. Auf Wunsch gibt es auch barrierefreie Fahrzeuge. Man öffnet die NAH.SH-SHUTTLE-App auf dem Smartphone, gibt Startpunkt und Ziel ein sowie die Personenanzahl.
Die App leitet einen dann zur Starthaltestelle. Die aktuelle Position des Fahrzeugs und die voraussichtliche Ankunftszeit wird angezeigt. Über das Menü „Bezahlung“ kann man die Fahrt bequem per Kreditkarte, Paypal oder Sepa-Lastschrift zahlen. Wer kein Smartphone hat, kann Buchungen per Telefon vornehmen: 0431 6601993 (Montag bis Freitag 6:00 bis 19:00 Uhr, Samstag 9:00 bis 19:00 Uhr, Sonntag 10:00 bis 15:00 Uhr). Die App wird fleißig genutzt. Vor allem von jungen Leuten. Zum Beispiel beim legendären Scheunenfest von Mohrkirch. Kortum: „Da fährt abends kein ÖPNV mehr. Die Kids haben die Smile24-Autos wie verrückt bestellt, um nach Hause zu fahren.“ Dasselbe beim Zeltfest Koppelheck in Niesgrau. Sogar zur Schule würden die Shuttles von der Jugend gebucht. On-Demand komme bei den Kunden super an. Mit kleinen Einschränkungen, die die schlechte Infrastruktur zum Schnellladen der E-Autos mit sich bringe. „Manchmal bekommt deshalb ein Fahrgast kurzfristig die Nachricht, dass wir ihn nicht abholen können, weil das Auto nicht mehr genügend Reichweite hat. Das verärgert die Leute.“
Doch es gibt auch Dinge, die Kiso zu bemängeln hat. Etwa den Zustand einiger Grundstücke und Immobilien. „Bei manchen Nachbarn am Lattenkamp sieht man, dass sich weder Mieter noch Vermieter kümmern. Müll und Unrat liegen herum, Unkraut wuchert hüfthoch, und keiner fühlt sich verantwortlich.“ Das Gesamtbild des Gewerbegebietes leide darunter. Aldi, Lidl und Marks hätten dagegen sehr gepflegte Grundstücke und seien vorbildlich.
Für das Taxigewerbe ist das Modellprojekt Smile24 nach Ansicht von Sönke Kortum von Nachteil, da das Zubrot zu den Arzt- und Krankenhausfahrten erheblich weniger geworden sei. „Alle Scheunenfeten und Zeltfeste sind für die Taxen normalerweise ein Highlight. On-Demand nimmt denen mindestens 30 Prozent weg, wenn nicht noch mehr.“ Es sei kein Wunder, dass viele Taxiunternehmer schimpften. Der Schleswiger befürchtet, dass es viele nicht schafften, bis zum Ende des Projektes durchzuhalten. Das Mobilitätswendeprojekt Smile24 ist am 29. März 2024 gestartet und soll bis Ende 2025 laufen.
Dass ältere Leute auf dem Land von dem Mobilitätsangebot kaum profitierten, das bedauert Sönke Kortum. „Leider sind die Hürden für Senioren zu groß. Smile24 ist viel zu wenig publik gemacht worden in dem Alterskreis. Eine App spricht sich in der Jugend über Facebook und Instagram schnell herum. Aber welche alten Leute laden sich eine App herunter und richten sich diese ein?“ Schon das bargeldlose Bezahlen sei für viele Senioren eine Schwierigkeit. Nach Schätzungen eines Smile24-Fahrers seien nur 5 Prozent der Nutzer Senioren, der Rest jüngere Leute.
Rund 180 Unternehmen aus Schleswig und Umgebung gehören mittlerweile dem Handels- und Gewerbeverein an. Mit der Erweiterung der Mitglieder auf Schleswig und Umgebung war der Name „Gewerbeverein St. Jürgen” nicht mehr passend. Per Satzungsbeschluss wurde er auf der Jahreshauptversammlung am 18.9.2019 der Ausrichtung des HGVs entsprechend angepasst auf Gewerbeverein Region Schleswig e.V. „Die Drachentöter”. Der Namenszusatz „Die Drachentöter” wurde beibehalten. Er zeigt die Wurzeln des Vereins und ist auch weiterhin das Vereinslogo.